August/September 2024

Leichtes Gehen


«Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen und kenne keinen Kummer, den man nicht weggehen kann.»

Søren Kierkegaard, dänischer Philosoph (1813 –1855)

 

«Wie geht’s?» So begrüssen wir uns selbst und unsere Mitmenschen.

Eben sprechen wir das Gehen an, machen daran unsere Befindlichkeit fest.

Aus der Antwort lesen wir ab wie es mir selbst oder dem anderen geht.

«Gehen wir’s an!» sagen wir weiter, bevor wir eine Sache in Angriff nehmen!

 

Wir definieren unser Befinden oft über die Art und Weise wie wir gehen. Gleichzeitig wissen wir auch, dass Einflüsse von aussen dieses Befinden verändern können. Kierkegaard spricht es im obigen Zitat aus – wir alle haben mehr oder weniger Erfahrung damit.

 

Gehen ist etwas, was den ganzen Menschen ausmacht.

 

Es sind nicht nur unsere Füsse mit ihren 28 Knochen und 33 Gelenken, die über viele Bänder und Muskeln mit starken Sehnen für Beweglichkeit sorgen. Über diese unglaubliche Vielfalt und Wendigkeit verbinden wir uns mit unserem Körper. Über Beine, Hüfte, Becken geht die Kraft nach oben zur Wirbelsäule, weiter zum Kopf und zu unserem Gehirn, zu Brustkorb, Armen und Händen – umfasst so unser ganzes Selbst.

 

Gehen ist eine von grundlegenden, menschlichen Fähigkeiten, mit dem ganzen Selbst und mit der Welt in Verbindung zu kommen. In dieser körperlichen – dieser persönlichen wie auch immer gearteten – Fortbewegung organisieren wir uns in der Schwerkraft über unseren Füssen.

 

Die Grundlagen dafür haben wir in unserer frühesten Kindheit entwickelt: wir haben gelernt, uns erst im Wasser des Mutterleibs, danach in unserer weltlichen Umgebung von der Unterlage des Bodens aus rollend, drehend, beugend, neigend und streckend weiter von Ebene zu Ebene in die Vertikale aufzurichten und schliesslich auf die Füsse zu kommen.

 

Parallel zu diesem Prozess hat sich unser Gehirn entwickelt. Beim Gehen werden alle Bewegungsrichtungen und Bewegungsverknüpfungen aktiviert, welche zu unserer Fortbewegung erforderlich sind. Unsere Füsse bringen uns dorthin, wo uns Augen, Hände, Ohren, Stimme und Sprache hinlenken.

 

Gehen, spazieren, wandern … das sind keine fixen Grössen … Gehen ist menschliche Fortbewegung; Gehen ist Nahrung für Körper, Geist und Seele.